Förderkreis Stertzingorgel in Büßleben e.V.

Verein zur Erhaltung der denkmalgeschützten Stertzingorgel als Kulturgut
und die Förderung deren kultureller Nutzung in der St. Petrikirche Büßleben



Biographie Georg Christoph Stertzing

Das Interesse der Öffentlichkeit gilt dem Orgelbauer Georg Christoph Stertzing heute vor allem der Tatsache wegen, dass er mehrfach mit der Musikerfamilie Bach in Berührung kam. In Eisenach erarbeitete er 1696 zusammen mit Johann Christoph Bach die Disposition für die Georgenorgel 1).
Die von Stertzing 1697 in Berka/Werra erbaute Orgel wurde durch Johann Christoph Bach abgenommen. Die Orgel der Michaeliskirche zu Jena entstand 1704 in Zusammenarbeit mit Johann Nicolaus Bach 2). An der um 1710 in Udestedt erbauten Orgel war Tobias Friedrich Bach tätig. Und möglicherweise war Johann Michael Bach während seiner Eisenacher Zeit Schüler Georg Christoph Stertzings.

Ein Georgius Christoph Stertzing wurde am 1. Dezember 1660 in Ohrdruf als Sohn des Jacob Stertzing geboren und am folgenden Tag getauft 3). Taufpate war Georgius Christoph Wittich. Einen fast wörtlich übereinstimmenden Eintrag gibt es im Ohrdrufer Kirchenbuch auch unter dem 4. Juli 1659 4), so dass man vermuten könnte, dieser zuerst genannte Täufling sei nach kurzer Zeit verstorben und das nächste Kind habe dann die gleichen Vornamen sowie den gleichen Taufpaten bekommen. Ein Begräbniseintrag für das Kind fehlt allerdings im Kirchenbuch. Bis 1688 werden dort noch zehn weitere Taufeinträge der Familie Stertzing genannt 5).

Am 23. November 1686 wurden in Ohrdruf getraut Georg Christoph Stertzing und „Fr. Anna Dorothea Schnabel von Gotha“ 6). Nachdem der Eisenacher Orgelbauer Christoph Knott am 25. Mai 1690 gestorben war, vermelden die Eisenacher Stadtrechnungen, dass der Organist Johann Christoph Bach 11 Tage lang einen Ohrdrufschen Orgelbauer beherbergt hat 7). Georg Christoph Stertzing trat die Nachfolge von Christoph Knott an. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte es, Über die drey Orgellwercke zu St. Georgen, St. Nicolai und St. Anna gute aufsicht zu haben, und was nicht viel Zeit und Mühe erfordert und an den Orgelwercken hangen bleibt ohne entgelt zu repariren. Weiter heißt es: Das Orgelwerck zu St. Georg soll er alle Festtage auch sonsten wenn es von Nöthen etwa alle 6 Wochen insonderheit aber das Schnarrwerck soll durchgehen und stimmen. Ferner wird er verpflichtet, sobald die Orgel der Georgenkirche benutzt wird anwesend zu sein, um etwaige Schäden sofort beheben zu können. Als Gegenleistung werden ihm jährlich 10 Rtl. garantiert 8).

Mit Johann Christoph Bach hat er eng zusammen gearbeitet. In den Jahren 1696 –1707 fällt der Neubau der Georgenorgel, deren Disposition gemeinsam von Bach und Stertzing entworfen wurde. In Zusammenhang damit hatte Stertzing 1701 im Auftrage der Stadt Eisenach eine Reise nach Magdeburg unternommen. Möglicherweise handelte es sich um eine Studienreise mit dem Ziel, die Orgelwerke des norddeutschen Orgelbauers Arp Schnitger kennen zu lernen. In Magdeburg hat er vielleicht die Gelegenheit gesucht, Schnitgers Orgelwerke in St. Johannis, Heiliggeistkirche, St. Jacobi, St. Petri, Kloster Berge und Großottersleben zu besuchen.

Es waren sicherlich vor allem finanzielle Ursachen, die die Fertigstellung der Eisenacher Orgel wieder und wieder verzögerten. So war der Orgelbauer gezwungen, ständig andere Aufträge zu suchen oder anzunehmen, obwohl er von 1701 an bis zu seinem Tode durch die Stadt Eisenach einen festen Betrag von 11 fl 9 gr. Bezog.1701 baute er die Orgel in Obersuhl. 1702 folgten der Neubau für St. Petri Erfurt, 1705 Reparaturen (?) für St. Michael zu Erfurt und 1709 der Neubau in der Reglerkirche zu Erfurt. In das Jahr 1710 fallen die Neubauten in der Kreuzkirche zu Eisenach sowie in Udestedt. Die Arbeiten an der Orgel zu St. Augustin in Erfurt konnte Stertzing nicht mehr vollenden. Dieses musste er seinem Bruder Johann Friedrich Stertzing (1681 – 1731) sowie dem Erfurter Orgelbauer Georg Schröder überlassen.

Am 6. Februar 1693 wurde dem Ehepaar Stertzing in Eisenach eine Tochter Rosina Gertruda geboren 9). Als Taufpate fungierte der Ruhlaer Organist Georg Bernhard Boddecker. Eine weitere Tochter, Anna Barbara, wurde am21. November 1696 getauft 10). Zu den Paten gehörte diesmal die Ehefrau des Kirchners Weber zu Ohrdruf. 1699 erwarb er das Eisenacher Bürgerrecht vor sich, sein Weib und Kinder 11). Georg Christoph Stertzing wurde beerdigt am 21. Februar 1717 in Eisenach 12).

Stertzings Werkstatt scheint fortgeführt worden zu sein durch seine Brüder Johann Christian und Johann Friedrich sowie durch seinen Sohn Johann Georg. Johann Christian und Johann Friedrich haben nachweislich am Bau der Orgel zu Udestedt mitgewirkt 13).
Johann Friedrich scheint sich später selbstständig gemacht zu haben, indem er nach Kassel ging. Johann Georg Stertzing wurde 1690 in Ohrdruf geboren 14), besuchte 1698 – 1703 die Eisenacher Lateinschule, erwarb hier das Bürgerrecht und heiratete am 15. Februar 1718 15). Nach seines Vaters Tod betreute er die Eisenacher Orgeln mit unterschiedlichem Erfolg.

1)  vgl. Oefner, Claus, Die Musikerfamilie Bach in Eisenach, 2. Aufl. Eisenach 1996, S.50 ff; ders.,
    Die Orgeln der Eisenacher Georgenkirche, in: Bachfestbuch des 76. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft,
    Eisenach 2001, s. 107 ff.; ders. Johann Christoph Bachs Eisenacher Stertzing-Orgel, in:
    Freiberger Studien zur Orgel, Nr.7, Altenburg 2002
2)  vgl. Koch, Herbert, Der Jenaer Bach, in: Bach in Thüringen, Berlin 1950, S. 135 ff.
3)  Pfarramt Ohrdruf, Taufregister 1659, S 327
4)  ebenda S. 346
5)  Frdl. Hinweis von Herrn Dill, Büßleben
6)  Trauregister St. Michaelis 1686/401/29. Frdl. Auskunft des Ev.- Luth. Pfarramtes Ohrdruf
7)  D-EIa, Stadtrechnungen 1690/91, Bl. 224
8)  D-EIs, B.XXV J.1.Bl28
9)  D-EIs Kirchenbuch 1684/95, S. 460
10) D-EIs Kirchenbuch 1696/1705, S. 49v
11) D-EIa Bürgerbuch 1673/1725, S. 165
12) D-EIs Kirchenbuch 1706/19, S. 502v
13) Frdl. Mitteilung von Herrn Peter Bühner, Erfurt
14) Taufregister St. Michaelis 1690/690/98. Frdl. Auskunft des Ev.-Luth. Pfarramts Ohrdruf
15) D-EIs Kirchenbuch 1706/19, S. 562v

(c) Dr. Claus Oefner