Förderkreis Stertzingorgel in Büßleben e.V.

Verein zur Erhaltung der denkmalgeschützten Stertzingorgel als Kulturgut
und die Förderung deren kultureller Nutzung in der St. Petrikirche Büßleben



Geschichte der Orgel

1702 wurde im Benediktinerkloster St. Petri auf dem Erfurter Petersberg eine neue Orgel geweiht. Die einst mit ihren hohen Zwillingstürmen das Erfurter Stadtbild dominierende Peterskirche ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt (Baubeginn 1103). Erste Zeugnisse einer Orgel in der Peterskirche stammen bereits aus dem Jahr 1226!

Die neue Orgel wurde vom Eisenacher Orgelbauer Georg Christoph Stertzing gebaut. Stertzing war ein sehr gefragter Orgelbauer seiner Zeit und wurde von den Mitgliedern der Familie Bach hoch geschätzt. Er baute große Orgeln in Eisenach, St. Georgen und in Jena, St. Michael, sowie eine kleinere in Udestedt. Die Organisten dieser 3 Orgeln waren Mitglieder der Bachfamilie. Auch in Erfurt war Stertzing tätig und baute Orgeln neben der Peterskirche in der Augustiner- und in der Reglerkirche. Keines der genannten Instrumente hat die Zeiten überdauert. Lediglich in Eisenach und Udestedt blieb der Prospekt erhalten.

Während der Säkularisierung in Erfurt durch Preußen ab 1802 und folgend durch die Franzosen in der Napoleon–Ära wurden die Inventarstücke der säkularisierten Kirchen verkauft. Am 11.08.1811 erfolgte die Versteigerung der Orgel, die Gemeinde Büßleben erwarb sie für 900 Taler.Die Büßlebener Vorgängerorgel vom Orgelbauer Johann Georg Schröter wurde nach Denstedt bei Weimar verkauft, wo sie bis 1859 ihren Dienst tat. Die Peterskirche brannte 1813 nach preußischem Beschuss völlig aus.

In Büßleben nun fristete die Stertzingorgel ein bescheidenes Dasein fernab der großen Musikzentren. Unmodern geworden, wurde sie jedoch nur mehrere Male umgebaut, wogegen Ihre großen Kolleginnen ganz weichen mussten und neuen, dem romantischen Zeitgeschmack entsprechenden Instrumenten Platz machen mussten. Glücklicherweise war Büßleben dazu nicht in der Lage, so dass es lediglich halbherzige Umbauten gab, die jedoch allesamt nicht an der Grundsubstanz der Orgel rüttelten. Die original erhaltenen Windladen lassen eine nahezu lückenlose Restaurierung der gesamten Orgel zu.

Die Stertzingorgel in Büßleben ist die einzige Orgel in Erfurt und Umgebung, die aus der Zeit um 1700 noch erhalten ist. Mit ihren 28 Registern ist sie sogar in ganz Thüringen in ihrer Größe die Älteste. Seit dem Kauf sind nun mehr als 190 Jahre vergangen. Der Zustand nach der Umsetzung ist uns unbekannt. Die originale Farbe wurde hellgrau und später braun überstrichen. Diese braune Farbe hielt sich lange. Erst 2001 konnte durch die Erfurter „Kirchlichen Werkstätten“ die originale Farbgebung und Marmorierung anhand von versteckten, nicht übermalten Stellen rekonstruiert werden.

1989 erstellte Gernot Schmidt, Restaurator vom Potsdamer Schuke-Orgelbau ein vernichtendes Gutachten über den Zustand der Orgel. Der Aufwand für eine Restaurierung ging aber zu der Zeit weit über die Möglichkeiten unserer kleinen Landgemeinde hinaus, so dass weiterhin im Gespräch blieb, die Orgel in das neu zu bauende Haus der Kultur in Erfurt (bekannt als Schiffshebewerk) umzusetzen. Auch die Bemühungen einer anderen Erfurter Kirchengemeinde um die Orgel wurden erst 1996 endgültig abgelehnt.
Zu der Zeit stand fest: Die Orgel bleibt hier und wird restauriert. Um diese Pläne der Kirchengemeinde zu forcieren, gründete Kantorin Sabine Dill mit einigen Orgelfreunden im Dezember 1996 den „Verein zur Rettung der Stertzingorgel in Büßleben e.V.“. Nach der schwierigen Beurteilung von 3 sehr verschiedenen Angeboten, wurde der Auftrag an die „Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH“ vergeben. 1998 begannen die Arbeiten mit der Rekonstruktion der nicht mehr vorhandenen Balganlage. 1999 wurde die Orgel dann ausgebaut und in Potsdam umfassend restauriert und in Teilen rekonstruiert. Ab April 2002 liefen die Arbeiten zum Wiedereinbau, die am 20. Oktober 2002 mit der Wiedereinweihung zum 300-jährigen Jubiläum dieses einzigartigen Instrumentes ihren krönenden Abschluss fanden. Nach Realisierung noch erforderlicher Restarbeiten konnte die Orgel 2005 endgültig fertiggestellt und abgenommen werden.